Ökumene in Weidenberg

 
Drei Eichen in ökumenischer Gemeinschaft
Schwedengrab oder Franzosengrab, das ist hier die Frage?

 

Geht man auf der Waizenreuther Straße ortsauswärts, so kommt man links bei der Abzweigung zur Reitersgasse an das „Schwedengrab“ oder „Franzosengrab“. Zwischen Bäumen und Sträuchern steht ein großer Stein, bis zum Jahr 2016 noch stark mit Moos bewachsen.

Man musste bis dahin schon sehr genau hinsehen, um an diesem Platz etwas Interessantes zu sehen. Vor allem war nicht erkennbar, dass es sich hier um einen vermutlich historischen Platz handelt. Der Volksmund spricht seit jeher vom „Schwedengrab“. Es stellt sich die Frage: Liegen hier mehrere Schweden begraben aus der Zeit von 1629—1634 oder sind es Franzosen aus dem Krieg von 1806—1813?
Eines aber ist sicher. Am 26. April 1986 wurden drei Eichen gepflanzt und eine ökumenische Andacht gefeiert. Was war geschehen?

In den 80er Jahren sah es mit der ökumenischen Gemeinschaft in der Gemeinde Weidenberg nicht so gut aus. Unter den Gemeindegliedern der drei Konfessionen herrschte Uneinigkeit darüber, wessen Glaube nun der einzig richtige sei. Drei Männer aus den Kirchenvorständen, Willi Schwenk (Evang.-Luth.), Albrecht Heimberg (Röm.-Kath.) und Peter Kaulfuß (Alt-Kath.) wurden darauf aufmerksam.
Sie vereinbarten regelmäßige Treffen, um über Probleme und Vorhaben in den Kirchengemeinden zu sprechen und evtl. mit Rat und Tat gegenseitige Hilfe zu leisten. Ein Ökumeneausschuss wurde gegründet und eine große Veranstaltung geplant. Vom 11.11. bis 18.11.1984 wurde die Woche für die Einheit der Weidenberger Christen gefeiert. Dafür hatte Hellmuth Steffl  aus Weidenberg extra ein Plakat entworfen. In diesen Tagen gab es gut besuchte Vorträge und eine Abschlussveranstaltung in der Aula der Verbandsschule Weidenberg.

 

Als Referent konnte Sigisbert Kraft von der Alt-Katholischen Kirche gewonnen werden. Das war der Einstieg in die ökumenische Entwicklung der drei Weidenberger Kirchengemeinden.

Es sollte aber auch ein sichtbares und bleibendes Zeichen für dieses historische Ereignis geschaffen werden. Dazu benötigte man drei Bäume und einen geeigneten Platz. Der damalige Bürgermeister Wolfgang Fünfstück schlug den Platz beim „Schwedengrab“ vor. Die Baumschule Feustel aus Bayreuth empfahl zur Pflanzung Eichen. Am 26. April 1986 wurden diese von den Vertrauensleuten der drei Kirchengemeinden gemeinsam gepflanzt. Sollte jemals einer der Bäume eingehen, wäre daraus nicht abzuleiten, welcher Konfession die betroffene Eiche angehört. Mit einer Andacht wurde die Aktion abgeschlossen.

Die drei Eichen stehen seit mehr als 30 Jahren auf ihrem Platz und sind gut gewachsen, wie die Ökumene vor Ort.
Der Platz aber hat lange Jahre im Dornröschenschlaf gelegen und ist in Vergessenheit geraten, bis zum Jahr 2016. Was war geschehen?
Drei Männer, Werner Hübsch, Willi Schwenk und Christoph Trautner, haben sich daran erinnert, dass damals ein Gedenkplatz geschaffen wurde, der es wert ist, wieder belebt zu werden.

Christoph Trautner hat mit seinen Landmaschinen den Anfang gemacht und Kies und Erde angefahren. Gemeinsam haben sie gegraben, ausgeholzt, Steinbrocken geschleppt und Rasen gesät. Am großen Sandstein, der aus Millionen von Sandkörnern zusammengesetzt ist und vor mehr als 250 Mio. Jahren entstand, wurde das Moos entfernt. Hilfe erhielten sie auch vom Weidenberger Bauhof.

Wie sollte es nun weitergehen?
Das wurde zum Thema in der ökumenischen Sitzung im November 2017. Besagte drei Männer und Erika Gstaiger bekamen den Auftrag, sich um eine würdige Gestaltung des ökumenischen Platzes mit den drei Eichen zu kümmern.
Wer im Sommer 2018 am „Schwedengrab“ vorbeikam, konnte den stetigen Fortschritt der Gestaltung verfolgen. Drei Bänke wurden von Werner Hübsch gezimmert und die entstandenen Kosten von ihm, Willi Schwenk und Christoph Trautner gesponsert.

Die Firma Natursteine Riess aus Weidenberg spendete eine Marmorplatte für einen Tisch.

Durch Kofinanzierung über das Projekt „Geopark Bayern-Böhmen“ konnte eine Infotafel aufgestellt werden. Die Beschriftung dafür entstand mit Hilfe von Erika Gstaiger, Andreas Peterek vom Geopark und einer Grafikfirma.

So gerät der Platz nicht wieder in Vergessenheit.

Mit viel Elan und ehrenamtlichen Einsatz ist es gelungen, einen einladenden Ruhe- und Erinnerungsplatz für die Zukunft zu gestalten.
Mit einer ökumenischen Abendandacht am 7. September 2018 konnte die Neugestaltung mit der Bevölkerung gefeiert werden.

Karte